Ich dachte, wir machen mal eben einen günstigen Städtetrip.
Doch am Ende dieser Reise hatte ich nicht nur Sonnenbrand auf der Nase, sondern auch Sand im Herzen – und eine neue Liebe: den Orient.
Wie ein 99-Euro-Flug nach Dubai mein Bild vom Reisen (und vom Leben) verändert hat – das liest du hier.
Wie alles begann – mit einem Schnäppchen und viel Skepsis
Ich erinnere mich noch genau. Meine Freundin Uta und ich wollten mal wieder raus aus dem tristen Alltag, einfach mal was Neues sehen, ein Städtetrip sollte es werden. Wir überlegten hin und her, bis wir eine Werbung von Eurowings entdeckten: Nonstop von Düsseldorf nach Dubai für 99 €. Dubai hatte uns beide noch nie wirklich interessiert, überhaupt gehörte der Orient noch nie zu unseren Urlaubszielen. Aber bei so günstigen Flugpreisen war das eine Überlegung wert. Schnell die Hotelpreise gecheckt – günstig. Gebucht. Es war damals noch nicht vorherzusehen, wie sehr dieser Urlaub mein Leben verändern würde.
Wir ahnten da noch nicht, was wir in unserem Bekanntenkreis damit auslösten. „Seid ihr verrückt? Zwei langhaarige Blondinen allein zu den Arabern?“ waren die häufigsten Bemerkungen, die wir uns anhören konnten. Aber das war uns egal – wir freuten uns auf unser Abenteuer.
Sollen sie doch reden – wir hatten Sonne im Kopf und Fernweh in den Füßen.
Erste Nacht in Dubai: Musik, Müdigkeit & Nachtklubs
Eurowings hatte damals noch größere Flugzeuge im Einsatz, ziemlich bequem und mit Bordunterhaltung. Ich sah mir die Flugstrecke an: Bagdad, Teheran – und erst da wurde mir bewusst, wohin wir flogen. 2016 hatte man über diesen Teil der Erde noch nichts Gutes gehört.
Wir erreichten Dubai mitten in der Nacht und fuhren mit dem Taxi zu unserem Hotel. Nett, gefiel uns. Aber wo kam diese komische Musik her? Erst am nächsten Tag erfuhren wir, dass in unserem Hotel fünf Nachtclubs waren – schön über das ganze Hotel verteilt. Etwas, worauf ich seitdem bei der Buchung achte: kein Nachtclub im Hotel.
Andere zählen Sterne im Hotel – wir zählten Nachtklubs pro Etage.
Food Corner, Kebab, Dubai Creek – Liebe auf den ersten Biss
Wir schliefen erstmal etwas länger und machten uns gegen Mittag auf den Weg, die große Stadt zu erkunden – oder zumindest erstmal die nähere Umgebung des Hotels. Unser Hotel war im Stadtteil Deira, der sich im Laufe der Zeit zu meinem Lieblingsstadtteil in Dubai entwickeln sollte. Hier leben viele Expats und Arbeiter. Ich mag das Gewusel auf den Straßen und fühle mich hier viel wohler als in den Touristenecken der Luxushotels.
Als erstes galt es, ein Restaurant zu finden. Ganz oldschool mit Reiseführer und Stadtplan liefen wir los. Wir genossen die Wärme und die Sonne auf der Haut – immerhin war es Ende Februar. Nur eine Ecke weiter warf ich den ersten Blick auf den Stadtplan, als ein Mann auf uns zukam und freundlich fragte, ob er uns helfen könne. Ich sagte ihm, dass wir erstmal irgendwo etwas essen wollten, und er zeigte mir auf dem Plan ein nahegelegenes Einkaufszentrum.
Für Dubai war es wirklich klein, aber es hatte eine „Food Corner“ – etwas, das ich noch sehr zu schätzen lernen würde. Es gab nur ein paar Läden, aber überall roch es so verdammt lecker, was mein Magen mit einem deutlichen Knurren quittierte. Da wir schon einmal in Dubai waren, einigten wir uns auf arabisch. Für mich gab es Kebab: Lamm- und Hähnchenfleisch, fremdartig gewürzt, aber sehr lecker. Die Lammspieße wurden zu einem meiner Lieblingsessen in Dubai.
Gesättigt und gut gelaunt liefen wir mit großen Augen durch die Gegend bis zum Dubai Creek. Dort konnten wir auf der anderen Seite den Burj Khalifa sehen. In drei Tagen hatte ich eine Karte, um hinaufzufahren – und ich freute mich schon sehr.
Als wir am Abend wieder im Hotel waren, waren wir beide erschlagen von den Eindrücken. Ich bin ein Stadtkind, habe schon viele Großstädte im In- und Ausland besucht, aber in Dubai fühlte ich mich wie das berühmte Landei, das zum ersten Mal in der großen Stadt ist.
In Deira habe ich gemerkt: Dubai beginnt nicht im Hochhaus, sondern auf der Straße.
Hop-on, hop-off – und rein ins Staunen
Für die nächsten zwei Tage hatten wir schon in Deutschland ein 48-Stunden-Hop-on-hop-off-Bus-Ticket gebucht. Damals gab es noch viel mehr Touren als heute, und wir hatten beschlossen, nur selten auszusteigen und lieber später in Ruhe zurückzukehren. Wir sahen sehr viel in diesen zwei Tagen und mit jeder Minute verliebte ich mich mehr in diese wundervolle Stadt am Persischen Golf. Unser Ticket enthielt auch zwei Nachttouren und zwei Touren nach Sharjah, Hauptstadt des gleichnamigen Nachbaremirats.
Die Stadt flog an mir vorbei. Und doch blieb so viel hängen: Licht, Farben, das Gefühl von Anfang.
Pferde? Fehlanzeige! Arabian Ranches mal anders
Der Knaller war die Tour zu den Arabian Ranches. Ich muss dazu sagen, dass Uta der volle Pferdenarr ist – sie hat selbst zwei Ponys. Ich selbst konnte Pferden noch nie so wirklich viel abgewinnen. Aber für Uta war völlig klar, dass es in den Arabian Ranches die berühmten Araberpferde gibt. Was für ein Irrtum! Arabian Ranches ist ein luxuriöses Wohnviertel mit schicken Villen. Uta schwer enttäuscht, ich dagegen konnte nicht mehr aufhören zu lachen.
Burj Khalifa, Laufbänder & die große Liebe zu einem Türmchen
Dann war es endlich soweit: Ich würde den Burj Khalifa aus der Nähe sehen und Dubai von oben. Uta wollte von Anfang an nicht mit rauf und wir würden uns später vor der Dubai Mall treffen.
Mit der Metro fuhr ich zur Haltestelle Dubai Mall – noch völlig ahnungslos, was mich dort erwartete. Ein endlos scheinender Gang mit Laufbändern wie am Flughafen. Und als der Gang endlich zu Ende war: der nächste Gang. Und noch einer. Endlich hatte ich die Dubai Mall erreicht – dachte ich. Der nächste lange Gang mit Geschäften und Wechselstuben. Und dann stand ich tatsächlich endlich IN der Dubai Mall. Unten sollte der Eingang zum Burj Khalifa sein, der Metro-Ausgang ist ganz oben. Ich hatte keinen Blick für die Schönheit der Mall, langsam wurde die Zeit knapp, um pünktlich zu meiner gebuchten Zeit am Burj Khalifa zu sein. Ich irrte und hetzte weiter durch die Mall – und dann hatte ich es tatsächlich geschafft: Der Eingang lag vor mir. Und es hat niemanden interessiert, dass ich zu spät war.
In 55 Sekunden brachte mich der schnellste Aufzug der Welt in die 124. Etage. 452 Meter über Dubai im höchsten Gebäude der Welt. Im Aufzug starrten alle auf die Etagenanzeige, wo die Zahlen regelrecht durchrasten. Dann betrat ich die Aussichtsplattform – einfach nur WOW. Die Aussicht ist gigantisch. Ich hatte Glück, es war nicht sehr voll, sodass ich bequem rundherum laufen und alles in mich aufsaugen konnte.
452 Meter hoch. Und trotzdem war das Gefühl größer als die Zahl.
Fontänen, Food & Verlaufen deluxe: Die Hassliebe zur Dubai Mall
Nachdem ich wieder unten war, lag die nächste Herausforderung vor mir: den Haupteingang finden, wo ich mit Uta verabredet war. Aber ich wusste, dass ich mir Zeit lassen konnte. Pünktlichkeit war nie Utas Stärke – und sie würde den Weg in die Mall bestimmt genauso unterschätzen wie ich.
Bis heute verbindet mich mit der Dubai Mall eine ausgeprägte Hassliebe. Sie ist wunderschön, aber ich habe mich noch nirgends so oft verlaufen wie dort. Inzwischen finde ich mich jedoch schon besser zurecht.
Die besten Food Corners der Stadt gibt es meiner Meinung nach auch in der Dubai Mall. Ich bin meistens in der unteren. Sie ist kleiner, nicht so voll, an einem iranischen Stand gibt es meine heißgeliebten Lammspieße, und man ist gleich am Ausgang zum Dubai Lake. Aber man sollte sich die Food Corner ganz oben zumindest mal anschauen. Passend zur Dubai Mall ist sie riesig.
Wie erwartet kam Uta zu spät und ziemlich abgehetzt zu unserem Treffpunkt. Ich gönnte ihr noch eine kurze Pause – und dann stürzten wir uns ins Abenteuer Dubai Mall.
Später suchten wir den Ausgang zum Dubai Lake, weil wir uns die berühmten Dubai Fontänen natürlich nicht entgehen lassen wollten. Und jetzt sah ich ihn auch wirklich ganz aus der Nähe – den Burj Khalifa. Ich finde ihn wunderschön. Inzwischen habe ich ihn liebevoll „Türmchen“ getauft – mein Freundeskreis hat das übernommen. Ich habe mal gelesen, dass man den Burj Khalifa gleichzeitig lieben und hassen muss. Lieben, weil er so schön ist. Hassen, weil es so schwer ist, ihn in seiner ganzen Länge zu fotografieren. Ich bestätige beides. Ich habe mir inzwischen hauptsächlich für ihn ein Weitwinkelobjektiv gekauft.
Und dann die Fontänen. Dazu fehlen mir irgendwie die Worte. Pure Schönheit mit Gänsehauteffekt.
Ein Moment, der sich nicht festhalten lässt – aber für immer bleibt.
Dhow, Bastakiya & Bier: Zwischen Tradition und Tourismus
Den nächsten Tag begannen wir mit einer Dhow-Fahrt auf dem Dubai Creek, der die Stadtteile Deira und Bur Dubai trennt. Und wir gönnten uns unser erstes Bier in Dubai – 6 € für eine 0,2-l-Dose Heineken. Heute schlenderten wir durch Bastakiya, eines der ältesten Viertel Dubais. Aber man fühlte sich hier auf jeden Fall eher wie im Orient als zwischen den Hochhäusern in Downtown.
Den Abend verbrachten wir im Hard Rock Café. Wir besuchen beide immer das Hard Rock, wenn es in unseren Urlaubszielen eines gibt. Ein gelungener Abend: gute Musik, frisch gezapftes Budweiser und Guinness, leckeres Essen.
Orient bei Tag, Rock bei Nacht – ein Tag wie ein Mixtape.
Wüste, Dünen, Dummheiten – mein erster Sandmoment
Und wenn wir schon mal in Dubai waren, mussten wir natürlich auch in die Wüste. Viel Sand und sonst nichts – dachte ich damals noch. Ich Ahnungslose.
Wir wurden am Hotel abgeholt, zu einem Sammelpunkt gebracht, und dann ging es ab über die Dünen. Dunebashing vom Feinsten – war schon ziemlich cool. Zwischendurch machten wir eine Pause und konnten die Autos verlassen. Und da stand ich dann, mitten in einem riesigen Sandkasten. Und in mir wuchs der Wunsch, mehr von der Wüste zu erleben – ohne laute Autos und laute Touristen.
Das Ende unserer Tour war ein Wüstencamp mit BBQ, einheimischen Tänzen, Henna-Tattoo – und Kamelreiten.
Was man halt so Kamelreiten nennt. Der Ritt dauerte geschätzte drei Minuten. Eine Schlange von Touristen, und die armen Tiere mussten sich ständig hinlegen und wieder aufstehen. Furchtbar. Und dann kam einer meiner schwärzesten Punkte: Ich wollte wissen, wie es ist, auf einem Kamel zu sitzen. Innerhalb von Sekunden verwandelte ich mich vom Tierfreund in eine egoistische, gedankenlose Touristin und stellte mich in die Schlange. Ich schäme mich heute noch dafür.
Also bitte: Wenn ihr mal auf einem Kamel reiten wollt – dann macht eine Tour von mindestens einer Stunde.
Uta lachte sich schlapp, als ich zurückkam. Auf meinen fragenden Blick erinnerte sie mich daran, dass meine Standardantwort immer war: „Ich reite nicht auf Tieren, die größer sind als ich.“ Das war dann wohl hinfällig. Es sollten noch viele Stunden auf Kamelen folgen.
Der Abend war nett, aber alles sehr touristisch. Für das erste Mal Wüste okay – aber musste nicht nochmal sein.
Mein erster Sandmoment: holprig, chaotisch – und doch der Anfang von etwas Größerem.
Letzter Tag, letzter Blick, aber nicht das letzte Mal
Und dann war er da: der verhasste letzte Urlaubstag. Da wir erst spät am Abend zurückflogen, deponierten wir unsere Koffer im Hotel und fuhren nach Dubai Marina, wo wir noch einen traumhaften Tag verbrachten.
Entlang des künstlich angelegten Kanals befinden sich der Yachthafen, Cafés, Restaurants, Geschäfte und rund 200 Wolkenkratzer mit atemberaubender Architektur. Gleich dahinter: der Persische Golf. Vor dem Urlaub hatten wir mindestens einen Strandtag geplant – heute schafften wir es immerhin bis ans Wasser und mit den Füßen hinein.
Gegenüber des Strands befand sich eine künstliche Insel, auf der irgendetwas gebaut wurde. Es war noch nicht richtig zu erkennen, aber es könnte ein Riesenrad werden. Jedes Jahr habe ich die Baufortschritte verfolgt – bis ich dann endlich damit gefahren bin. Und zwar bevor der Betrieb erstmal wieder eingestellt wurde. Seit Dezember 2024 fährt das Ain Dubai, mit 250 m das höchste Riesenrad der Welt, wieder.
Fazit: Dubai ist traumhaft, wundervoll, atemberaubend – das alles beschreibt es nicht
annähernd. Und eines ist sicher: WIR KOMMEN WIEDER!
Beim nächsten Mal ließen wir den Bus stehen – und entdeckten Dubai zu Fuß. Was damals noch eine kleine Mutprobe war …