Ich dachte, diesmal wird’s entspannter.

 

Kein erstes Mal mehr, kein Kulturschock, kein Planungsstress – nur Wiedersehen mit vertrauten Orten. Dachte ich.


Doch dann suchten wir eine Brücke, fanden dafür eine Stadt voller Überraschungen.


Und plötzlich war Dubai nicht mehr nur groß, laut und schillernd – sondern ein Ort, den ich vermisst hatte.

 

Wie ein zweiter Urlaub zur kleinen Liebeserklärung wurde – das liest du hier.

Wiedersehen mit Wüstenwind – und der Brücke, die es vielleicht nicht gibt

 

Déjà-vu. Fast genau ein Jahr nach unserem ersten Dubai-Trip planten Uta und ich die nächste Städtereise. Eigentlich stand Dublin ganz oben auf unserer Liste – doch jedes Mal, wenn wir „Dublin“ googelten, zeigte der Algorithmus uns „Dubai“. Zufall? Schicksal? Oder einfach ein besseres Wetterversprechen?

 

Da Eurowings die Verbindung inzwischen gestrichen hatte und Emirates uns zu teuer war, entschieden wir uns für einen Umweg über Istanbul – mit Pegasus. Sardinenbüchse inklusive. Und Istanbul Sabiha Gökçen... naja, wir würden uns noch besser kennenlernen. Sehr viel besser.

 

In Dubai angekommen fühlte sich alles erstaunlich vertraut an. Keine Unsicherheit mehr, nur Vorfreude – und Erleichterung, diesen Rumpelflug überstanden zu haben. Vier Stunden Transit, müde Augen, aber genug gespart, um das Budget jetzt in Dubai stilvoll zu verjubeln.

 

Manchmal beginnt ein Abenteuer nicht mit einem neuen Ort - sondern mit der Erinnerung an den letzten.

 

Zwischen Jetlag, Fast Food und Fontänen – Ankommen in Dubai, Version 2

 

Wir erreichten unser Hotel am frühen Morgen – viel zu früh für den Check-in. Statt eines Zimmers gab es erstmal nur die Lounge: ein paar gemütliche Sofas, gedämpftes Licht und die leise Hoffnung auf baldiges Frühstück.

 

Doch Müdigkeit und Hunger arbeiteten gegen uns. Also beschlossen wir, die Umgebung zu erkunden – mit knurrendem Magen. Die Wafi Mall war vom Hotel aus sichtbar, allerdings trennte uns eine achtspurige Schnellstraße. Keine Ampel, keine Brücke. Willkommen in Dubai.

 

Also Plan B: zurück zur Tankstelle, wo wir bei der Anfahrt ein Subway gesehen hatten. Fast Food zum Frühstück – pragmatisch, nicht glamourös, aber in dem Moment himmlisch.

 

Zurück im Hotel konnten wir endlich unser Zimmer beziehen. Nach einer kurzen Dusche und einem schnellen Auspacken fuhren wir mit dem Shuttle zur Wafi Mall – jetzt offiziell. Architektonisch war sie ein echter Hingucker: ägyptischer Stil, goldenes Licht, hohe Säulen. Der Souk im Untergeschoss war interessant, der Rest eher enttäuschend. Vielleicht war unsere Messlatte nach dem Vorjahr einfach zu hoch.

 

Also Taxi zurück zum Hotel, kurze Pause – und dann weiter zur Dubai Mall. Dort wartete das „Türmchen“ auf uns. Der Burj Khalifa, im Abendlicht. Die Oper war fertiggestellt, die Fontänen tanzten im Takt – und ich spürte: Wir sind wirklich wieder da.

 

Und plötzlich standen wir wieder da – am Fuße des Burj Khalifa, als hätten wir ihn nie verlassen.

 

Der verschwundene Kanal – Dubai wie ein verwirrendes Brettspiel

 

Heute startete sie – unsere Suche nach dem Dubai Canal und der geheimnisvollen Tolerance Bridge.

 

Vor dem Urlaub hatte ich ein Bild gesehen: eine elegant geschwungene Brücke, blau beleuchtet, wie aus einem Architektur-Traum. Ich wusste nur: sie überspannt den Dubai Canal. Irgendwo.

 

Im Shuttle zur Festival City hing exakt dieses Bild an der Scheibe – Zeichen genug. Also los.

 

Der Bus hielt direkt am Einkaufszentrum. Wir schlenderten durch Shops und Gänge, bis wir schließlich ans Wasser kamen – der Dubai Creek.

 

Kein Kanal, keine Brücke. Auf Nachfrage erfuhren wir: „Das ist der Dubai Canal.“ Nein. War er nicht. Zumindest nicht der, den wir suchten.

 

Wir gaben trotzdem nicht auf. Folgten Fußwegen, liefen gegen Bauzäune, drehten Schleifen. Dubai war – mal wieder – kein Ort für Spaziergänge. Abends kehrten wir frustriert zurück ins Hotel.

 

Am Laptop dann die Erkenntnis: Es gibt den Dubai Canal, und es gab den Canal Walk, der früher ebenfalls „Dubai Canal“ hieß – aber eigentlich nie ein Kanal war. Willkommen im Namenschaos der Metropole.

 

 

Mit Internet und Stadtplan bewaffnet, fühlten wir uns wie zwei Ermittler im Großstadt-Labyrinth. Der Fall: offen. Die Hoffnung: lebendig.

 

Was wie ein Irrweg begann, wurde zu einer kleinen Dubai-Detektivgeschichte mit offenem Ende.

 

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Gold, Gewürze und ein T-Shirt mit Drama

 

Der Tag begann am Deira Clocktower – laut Reiseführer ein „Must-see“. Nett, ja. Aber „Must“? Ich hätte da andere Vorschläge.

 

Also weiter zum Gold- und Gewürzsouk. Über den Markt lag ein Duftteppich aus Zimt, Kardamom und irgendwas Unbekanntem, das trotzdem gut roch.

 

Und dann: der Goldsouk. Ganze Kleider aus Gold – pure Opulenz, fast absurd, aber faszinierend.

 

Mit einem traditionellen Abra setzten wir über den Creek. Die kleinen Holzboote fahren den ganzen Tag hin und her – günstig, windig, benzingeschwängert. Ich liebe sie.

 

Auf der anderen Seite: Bur Dubai. Und der Textilsouk. Nur leider kein Ort zum Bummeln – eher ein Spießrutenlauf. Jeder Blick zur Seite wurde zum Einladungscode für die Händler. Ich marschierte durch, stur nach vorn.

 

Bis ich aus dem Augenwinkel ein T-Shirt sah, das mir gefiel. Ich fragte nach dem Preis – und fand mich Sekunden später im Laden wieder. Blöder Fehler. Es war zu teuer, ich wollte wieder raus. Doch der Händler versperrte halb den Ausgang, redete auf mich ein, wurde nicht unfreundlich, aber... hartnäckig. Ich wurde sauer. Uta krümmte sich draußen vor Lachen. Ich kaufte das Ding – zum Spottpreis.

 

 

War’s ein gutes Geschäft? Vielleicht. Aber ich habe lange keinen Laden im Souk mehr betreten.

 

Der Duft von Gewürzen verflog – aber der Souk hat mir eine Lektion erteilt, die ich so schnell nicht vergessen werde.

 

Brücken, Boote, Baustellen – und endlich ein kleines Blaues

 

Mit der Metro ging’s Richtung Jumeirah – ein bisschen Luxushotels gucken, ein bisschen Neid tanken.

 

Die Anlage vom Madinat Jumeirah war beeindruckend: ein künstlicher Kanal schlängelte sich durch Hotelgebäude und Souk, auf dem kleine Boote Gäste durch die Anlage schippten. Fast wie Venedig – nur wärmer, sandiger und besser organisiert.

 

Direkt daneben: das berühmte Burj al Arab. Näher als bis zur Schranke kommt man nicht, wenn man kein Gast ist – oder keine Restaurant-Reservierung hat.

 

Wir winkten dem Luxus aus der Ferne, hielten kurz die Füße in den Persischen Golf und machten uns dann auf den Rückweg: heute war Kanal-Tag.

 

Und tatsächlich: diesmal landeten wir am richtigen Ort. Der neue Dubai Canal war da – frisch betoniert, elegant gebogen, eingerahmt von Baustellen. Noch nicht schön, aber voller Potenzial.

 

Jede Fußgängerbrücke war ein Kunstwerk für sich – die Architekten hatten offensichtlich Spaß gehabt. Und dann, bei Sonnenuntergang, kam sie: die Tolerance Bridge. In tiefem Blau leuchtend, elegant wie ein Schleifenband am Himmel.

 

 

Dazu ein pinker Wasserfall, der sich stoppte, sobald ein Boot vorbeikam. Technik trifft Ästhetik – Dubai-Style eben.

 

Manchmal musst du dich erst verlaufen, um das Ziel wirklich zu schätzen – besonders, wenn es im Abendlicht leuchtet.

 

Marina Magic 2.0 – und die Sache mit der Faulheit

 

Weil es uns im letzten Jahr dort so gut gefallen hatte, fuhren wir nochmal zur Dubai Marina. Ein bisschen vertrautes Terrain, ein bisschen Meerluft für die Seele.

 

Eigentlich hatten wir vor, den ganzen Kanal zu Fuß entlangzuspazieren – sportlich und motiviert. Aber dann kam der innere Schweinehund – mit Sonnenbrille, Flip-Flops und einem Dhow-Fahrplan.

 

 

Also gönnten wir uns eine Bootstour. Erst durch die Marina, dann ein Stück hinaus aufs offene Meer. Wind im Gesicht, glitzerndes Wasser rundherum – keine Ahnung, wo wir gerade waren, aber es fühlte sich an wie der richtige Ort.

 

Wenn sich Faulheit wie Luxus anfühlt, weißt du: du bist angekommen.

 

Gott, Geduld und ein kleiner Triumph in der Dubai Mall

 

Es war Zeit für unseren ersten Moscheebesuch. Die Jumeirah Mosque – eine der wenigen in den VAE, die auch Nicht-Muslime betreten dürfen.

 

Unser Plan: Bus nehmen, dann Führung. Die Realität: Busfahrpläne in Dubai sind eher Fiktion als Fahrplan. Wir warteten... und warteten... und warteten. Irgendwann hatte Uta genug. Genervt kehrte sie zurück zur Dubai Mall. Wir würden uns später wieder treffen.

 

Ich hingegen hielt durch. Nächstes Taxi, nächster Versuch – nur um vor verschlossenen Türen zu stehen. Anmeldung nur bis 9:45 Uhr, stand auch im Reiseführer. Natürlich. Sowas überlese ich sonst nie – diesmal schon.

 

Aber wenigstens war die Moschee von außen schön – fein verzierte Kuppeln, Sandstein im Sonnenlicht. Der Weg war nicht umsonst, nur... nicht ganz das Ziel.

 

Zurück zur Mall. Dort wartete Uta auf mich – und zwar tatsächlich sie auf mich. Ein Novum in unserer langjährigen Freundschaft.

 

Manche Wege führen nicht dorthin, wo du willst – aber immer irgendwohin, wo du etwas lernst.

 

Blütenrausch und Schmetterlingsgeflüster – Dubai mal zart

 

Heute trennten sich unsere Wege. Uta wollte endlich ihren Strandtag – ich hingegen war noch nicht fertig mit Entdecken.

 

Mit der neuen Küstenfähre fuhr ich von Al Ghubaiba bis zur Marina. Die Route war wunderschön, auch wenn der Blick auf Downtown wie so oft im Dunst verschwamm. Die Fenster zur Stadtseite waren sauber – zum Meer hin eher nicht. Verständlich: dort gab’s ja auch nichts zu sehen.

 

Kaum war die Fähre aus dem Hafen, durfte man an Deck – frische Brise inklusive. Ich lieb’s.

 

Mein Ziel: der Miracle Garden. Über 45 Millionen Blumen in kunstvollen Skulpturen, mitten in der Wüste. Auf 72.000 Quadratmetern ein Farbenrausch, der jeden Gedanken an Sand und Hitze für einen Moment vergessen ließ.

 

Direkt daneben: der Butterfly Garden. Dutzende bunte Schmetterlinge flogen durch warme Luft und setzten sich neugierig auf Besucher. Es war leise, friedlich, fast surreal.

 

 

Am Abend traf ich Uta im Hotel wieder – sie sonnengeküsst, ich blumig beseelt. Wir beendeten den Tag im Hard Rock Café. Blumen, Bass und Burger – warum nicht?

 

Wer mitten in der Wüste von Millionen Blüten überrascht wird, glaubt auch wieder an kleine Wunder.

 

Fontänen, Abschiedstränen und ein Versprechen ans Herz

 

Und plötzlich war er da – der letzte Tag. Unser Flug ging erst in der Nacht, also nutzten wir die verbleibenden Stunden, so gut wir konnten.

 

Wir lagen noch ein bisschen am Hotelpool, beobachteten das Lichtspiel auf dem Wasser und genossen die Ruhe. Am frühen Nachmittag brachte uns der Shuttle ein letztes Mal zur Dubai Mall – zur großen Bühne, zum Türmchen, zu den Fontänen.

 

Noch einmal staunen, noch einmal schweigen, noch einmal alles aufsaugen.

 

Mit jedem Blick zum Burj Khalifa wurde mein Herz schwerer. Dieser zweite Besuch hatte etwas verändert – Dubai war nicht mehr nur beeindruckend, sondern vertraut. Wie ein Ort, den man nicht nur mag, sondern irgendwie braucht.

 

Ich hatte nie verstanden, wie man immer wieder an denselben Ort reisen kann. Jetzt schon. Denn in Dubai wartet immer etwas Neues – selbst, wenn man einfach nur zurückkehrt.

 

Ein letzter Blick auf die Fontänen. Wir wollten uns gerade verabschieden, da begann die nächste Show. Und was kam?

 

„Time to say Goodbye.“

 

So passend, so herzzerreißend. Die Musik, das Wasser, das Licht – ich stand einfach da und weinte. Ohne Grund, aber mit Gefühl.

 

Noch heute – acht Jahre später – bekomme ich feuchte Augen, wenn ich daran zurückdenke. Und ich weiß: Ich komme wieder.

 

Ein Lied, ein letzter Blick – und das Gefühl, dass ein Stück von mir dort geblieben ist.